Preisträger des Dietrich-A. Loeberpreises 2019 präsentierten ihre Forschungsergebnisse
Der große Saal des Baltenhauses in Darmstadt war gut gefüllt, als Christian von Boetticher die erste Dietrich-A. Loeber-Nachwuchstagung am 17. Mai eröffnete. Der Vorsitzende der Deutsch-Baltischen Gesellschaft erinnerte zunächst an den Namensgeber. Der 2004 verstorbene deutschbaltische Völkerrechtsprofessor Dietrich A. Loeber hatte immer an die Unrechtmäßigkeit der Okkupation des Baltikums durch die Sowjetunion erinnert und die Unabhängigkeitsbewegung der 1980er engagiert unterstützt. Wie seine Frau auf dem Bundestreffen am Sonnabend betonte, hätte es ihn sehr gefreut, dass der – von Deutsch-Baltischer Gesellschaft und Deutsch-Baltischem Jugendwerk gemeinsam mit der Carl-Schirren-Gesellschaft verliehene – Preis für Nachwuchswissenschaftler, die sich mit einem politischen, wirtschaftlichen, kulturellen Aspekt des Baltikums in Geschichte und Gegenwart befassen, nach ihm benannt ist. Umso mehr über die Beiträge, die mit diesem Preis ausgezeichnet wurden.
Die internationale Fachjury hat insgesamt fünf Preise vergeben. Den ersten Platz belegte Bastian Brombach (Potsdam), der als Festredner auf dem Bundestreffen seine Arbeit über die soziale Herkunft und der Mobilität livländischer Studenten zwischen 1500 und 1560 vorstellte. Er zeigte nicht nur, dass Rostock und Wittenberg –
möglicherweise als Folge der Reformation – die bevorzugten Studienorte für Livländer waren, sondern erinnerte die Kommilitonen von heute daran, dass sie mit ihrem Erasmus-Semerster sich in einer über 500jährigen Tradition des Auslandsstudiums befinden.
Äußerst mobil war auch der Sänger und Komponist Johann Valentin Meder, der im Fokus der zweiten Preisträgerin Frederieke Maria Schnack (Kiel) stand: Aus Thüringen stammend studierte dieser in Leipzig, bevor er über Hamburg, Kopenhagen und Reval nach Riga zog, wo er bis zu seinem Tod 1719 als Domorganist wirkte. Den dritten Platz belegte Marcel Knorn aus Greifswald. Er analysierte das Programm des estnischen Fernsehsenders ETV+, der den russischsprachigen Bewohnern Estlands eine Alternative zu den Sendern aus Russland selbst bieten soll.
Den vierten Platz teilen sich Lena-Marie Franke (Passau) und Laura Viktoria Potzuweit (Kiel). Franke spürte in einem Vergleich in Werken von Werner Bergengruen, Siegfried von Vegesack und Gertrud von den Brincken die symbolische Aufladung von „Grab“ und „Friedhof“ in der deutschbaltischen Literatur des 20. Jahrhunderts nach. Potzuweit hingegen hatte in ihrer Arbeit – metaphorisch auf Pierre Nora’s Schultern stehend – die estnischen lieu de mémoire „Schlacht von Wenden“ und die Verehrung Johan Laidoners, des estnischen Oberbefehlshabers während der Befreiungskriege, kritisch hinterfragt.
Die Beiträge der ersten drei Preisträger werden im nächsten Deutsch-Baltischen Jahrbuch erscheinen, die Beiträge der Viertplatzierten in den digitalen Publikationen der Carl-Schirren-Gesellschaft. Die Ausrichter danken der Sparkasse Darmstadt und der Entega Stiftung für die Finanzierung der Preisgelder.
Fotos: Michael Anger
ความคิดเห็น